GNADENGARTEN

Unkraut, Wildkraut, Nutzpflanze – invasiv oder dekorativ – nach welchen Gesichtspunkten bewerten Menschen die Pflanzen in ihrer Umgebung? Alle Pflanzen eines brachliegenden Gartens (Parzelle 3) wurden vor seiner Umgestaltung im halb verwilderten Zustand erfasst, um einen neuen Garten zu gründen, der anderen Regeln folgt – den Gnadengarten. Der Garten hatte sich im Sommer 2020 in ein wildes, blühendes Mohnfeld mit zahllosen Wildkräutern verwandelt. Über 50 verschiedene Wild- und Kulturpflanzen wurden in Zusammenarbeit mit der Gärtnerin Sabine Kroehs ausgegraben und das Saatgut aller einjährigen Pflanzen geerntet. An seinem neuen Ort unweit des alten Gartens, wachsen alle Pflanzen zu einer neuen Heterotopie.
 
Kunsthaus Dresden, Städtische Galerie für Gegenwartskunst, Flora I, PARZELLE 3 / Gartenprojekt, seit 2020

Foto: Ulrike Mohr, 2020 / Sabine Kroehs, 2022

HÄNDIGKEIT

Mit ihrer Arbeit thematisiert Ulrike Mohr das Prinzip der Chiralität, der Händigkeit. Beide Skulpturen bilden ein Modell des Moleküls „Carvon“ ab, das in der Natur in den Formen (D)-Carvon (Bild) und seinem Spiegelbild (R)-Carvon vorkommt und nach Pfefferminze beziehungsweise Kümmel riecht. Die Moleküle bestehen aus weiß lackierten Metallkugeln, welche die chirale Strukturformel von Carvon darstellen. In Sichtachse zu den beiden Molekülen durchziehen schmale lange Beete mit Pfefferminz- und Kümmelpflanzen die polygonalen Grünflächen vor der gegenüberliegenden Gebäude der Berliner Ultrahochfeld-Anlage des Experimental and Clinical Research Center (ECRC) von MDC und Charite. Die Auswahl der Kümmel- und Pfefferminzsorten basiert auf einer Pflanzensammlung Karls des Großen. Kümmel und Minze sind alte Heil- und Gewürzpflanzen, die eine Verbindung zur Geschichte des Campus als Forschungs- und ehemaligen Krankenhausstandort schaffen.

Kunst am Bau, Max Delbrück Centrum, Berlin – Buch, seit 2015

Berlin-Buch, Mai 2017, Foto: Sulamith Sallmann

Ulrike Mohr: Händigkeit Ulrike Mohr: Händigkeit

SIGNALKUGEL

An die Stelle des ehemaligen Leuchtturmes der Doppelkaianlage ist ein vertikales Leuchtzeichen gesetzt. Die Signalkugel markiert diesen bewegten Ort von Weitem und ist von der anderen Uferseite der Spree, von der Oberbaumbrücke, aber auch vom Schlesischen Tor sichtbar. Die bewegliche Leuchtkugel ist als Zeichen mit nautischen Bezügen wahrnehmbar und knüpft an die Formensprache von Bojen und Leuchtfeuern der Wasserschifffahrt an.
Über einen Bewegungsmelder reagiert sie auf den Schiffsverkehr der Spree. Fährt ein Schiff an der Signalkugel vorbei, fällt die Kugel nach unten und wird anschließend über Druckluft in ihre Ausgangsposition nach oben gefahren.

Kunst am Bau, Doppelkaianlage May-Ayim-Ufer, Berlin-Kreuzberg, seit 2011

Ulrike Mohr: Signalkugel Ulrike Mohr: Signalkugel Ulrike Mohr: Signalkugel

LEUCHTFEUER

Die 18 Positionslichter der interaktiven Lichtinstallation um die beiden Ost- und Westtürme an der Fassade des Gebäudes können im Ausstellungsraum, mit direkter Verbindung nach draußen, durch die Besucher jeweils einzeln an- und ausgeschaltet werden. Durch die Kombination von AN oder AUS ergeben sich 2 hoch 18 = 262.144 mögliche Anordnungen des Positionierens. Die Positionslichter imitieren Leuchtfeuer, wie sie das Luftfahrtbundesamt zur Markierung von Hindernissen vorschreibt.

Nebelleuchten, Kabel, Schalttafel, POLISHED Goldrauschausstellung 2005
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, 2005–2006

Ulrike Mohr: Leuchtfeuer